Last updated on 1. August 2022
Unsere Welt ist voller Texte. Seit der Mensch schreiben kann, produziert er Texte für so gut wie alles. Könnten uns das jetzt nicht langsam mal die künstlichen Intelligenzen abnehmen? Sprachmodelle, wie GPT-3, beispielsweise? Und müssen Texter dann Angst vor Jobverlust haben?
GPT-3 steht für Generative Pre-trained Transformer der 3. Generation. Stark vereinfacht ausgedrückt handelt es sich um eine künstliche Intelligenz in Form eines Sprachmodells. Somit ist GPT-3 in der Lage – mehr oder weniger selbstständig – Texte zu schreiben. Das Besondere daran ist, dass diese Texte sich theoretisch kaum noch von denen unterscheiden lassen, die Menschen geschrieben haben. Zumindest bis zu einem bestimmten Punkt.
GPT-3 ist ein Produkt von OpenAI LP. Das Unternehmen beschäftigt sich mit der Erforschung von künstlicher Intelligenz. Finanziert wird das Ganze von Geldgebern wie Microsoft oder Elon Musk.
Das GPT-3 Sprachmodell kann erworben werden, um es weiterzuentwickeln. So gibt es mittlerweile dutzende Anbieter mit unterschiedlichen Ansätzen:
https://gpt3demo.com/product/gpt-3
GPT-3 ausprobiert: Was können KI-Schreibwerkzeuge wirklich?
Ich beziehe mich im Folgenden auf die Möglichkeit mit GPT-3 Texte zu verfassen.
Es geht um Fachartikel, Blogbeiträge und Social-Media-Posts. Genauso wie um Texte zur Suchmaschinenoptimierung sowie Werbekampagnen und eigentlich alles wofür man eben Texte braucht.
Über GPT-3 und die verschiedenen Ansätze ist im Netz schon viel geschrieben worden. Dem kürzlich von Jan Tißler im Upload Magazin veröffentlichen Beitrag „GPT-3 ausprobiert: Was können KI-Schreibwerkzeuge wirklich?“, lässt sich außer ein paar Details und eigenen Erfahrungen kaum noch etwas hinzufügen.
Nachdem ich selbst verschiedene GPT-3 Produkte, unter anderem mit Christoph Skrobol vom Mitarbeiter-Vernetzungs-Tool Workdate ausprobiert habe (Danke für die Inspiration, Christoph!), ist mein Favorit derzeit ganz klar Jasper.ai (ehemals Jarvis.ai).
Ich stelle Jasper AI und die Möglichkeiten kurz vor und zeige an dieser Stelle auch, warum Angst vor Jobverlust – zumindest im Moment – unbegründet ist.
Zunächst bietet Jasper eine große Palette an sogenannten Templates.
Das sind vorgefertigte Muster, für bestimmte Aufgaben, die man mit Jasper.ai erledigen kann.
Man kann Blogbeiträge sowie längere Beiträge verfassen. Auch für Headlines, SEO-Titel und Meta Descriptions oder TikTok Video Captions gibt es Templates. Einige Templates sind besonders „smart“. Der „Content Improver“ sorgt beispielsweise für die Überarbeitung des gewünschten Contents. „Explain it to a child“ schreibt Content so um, dass auch ein Kind ihn verstehen kann.
Man kann außerdem …
- Produkt-Beschreibungen erstellen lassen,
- einzelne Sätze automatisch um Wörter ergänzen,
- Texte automatisch zusammenfassen lassen oder
- Multiple-Choice-Fragen und Antworten zu vorgegebenen Themen entwickeln lassen
- u. v. m.
Im Screenshot unten findest du eine Übersicht über die aktuell verfügbaren Templates. Die werden ständig erweitert und überarbeitet.
Klingt alles ziemlich paradiesisch, oder?
So läuft die Arbeit mit GPT-3 / Jasper.ai
Die Arbeit mit Jasper.ai (und bei etlichen anderen Anbietern) läuft in den meisten Templates ähnlich ab. Nach Auswahl des gewünschten Templates muss der Autor zunächst einige inhaltliche Rahmenbedingungen vorgeben. Erst dann kann die KI mit der Arbeit starten.
Im Beispiel (Screenshot unten), soll die KI einen Beitrag zum Thema „Technologie heute und morgen“ schreiben. Der Beitrag soll außerdem die Frage beantworten, „Wann endlich Zeitreisen möglich sind“.
Bei der “Tone of Voice” habe ich mir Optimus Prime gewünscht. Das Besondere bei jasper.ai ist die Möglichkeit, der KI eine bestimmte Tonalität zu verordnen. Das kann etwas wie …
- seriös
- wissenschaftlich
- humorvoll
- ernst
- wütend
- oder eben auch eine bekannte reale oder fiktionale Persönlichkeit sein.
Außerdem verlangt die KI noch einige Keywords für den Text, damit sie loslegen kann.
Bevor man die KI dann von der Leine lässt, wähle ich noch, wie viel Text Jasper auf einmal schreiben soll: „S“, „M“ oder „L“.
Dann heißt es: auf die Plätze, compose, go!
Jasper schreibt jetzt den ersten Teil; dabei kann man live mitlesen.
Das ist jedes Mal aufs Neue faszinierend!
Wo GPT-3 an seine Grenzen kommt
Der Screenshot unten zeigt aber auch deutlich, wo das System seine Grenzen hat.
Man mag vielleicht einzelne Sätze aus dem Kauderwelsch für einen echten, sinnvollen Text verwenden können. Doch, dass Jasper einen anstandslos sinnvollen Beitrag verfasst, den ein Mensch mit gesundem Verstand gerne lesen möchte, lässt sich nicht sagen.
Versteht mich bitte nicht falsch: Jasper hat wirklich einiges zu bieten. Aber es braucht schon etwas Zeit und vor allem Übung, um die Vorteile der KI zum Vorschein zu bringen.
Die Templates für kurze Headlines, Ideenentwicklung oder das Umformulieren von Absätzen sind Gold wert. Ich muss mir nicht mehr den Kopf über eine alternative Formulierung zerbrechen. Das kann die KI übernehmen. Wenn ich einen Text oder Absatz kürzen muss, nutze ich das Template „Text summarizer“. Das spart Zeit. Bis man die für sich nützlichen Templates herauskristallisiert hat, dauert es natürlich ein wenig. Ob einem das der Preis wert ist, muss letztlich jeder für sich entscheiden.
Exkurs: DALL-E 2
Ein Beispiel für ein weiteres Produkt von OpenAI ist DALL-E 2. Auf Basis von Beschreibungen generiert DALL-E 2 Bilder mithilfe von GPT-3. Das Sprachmodell kann also nicht nur Texte schreiben, sondern auch zu beschreibenden Zwecken eingesetzt werden.
Jan Hawliczek und Robindro Ullah haben DALL-E 2 in Folge 44 ihres (sehr empfehlenswerten!) Podcasts „Zielgruppengerecht: Der Recruiting Tech Talk“ begeistert vorgestellt. (Der Podcast ist übrigens ein „Must-have-Abo“ für alle Tech-begeisterten HRler und Recruiter 😉).
Keine Angst vorm Jobverlust!
Angst vor Jobverlust, weil die KI nun alle Texte schreibt, muss aber niemand haben. Zumindest noch nicht. Ohnehin tut die KI nichts, wenn nicht ein Mensch ihr den Auftrag gibt. Was sie ebenfalls nicht leistet, ist Recherche-Arbeit. Themenvorschläge sind – mit etwas menschlichem Anstoß – schon mal dabei. Aber von Recherche oder gar Quellenangaben ist beispielsweise noch nichts zu sehen. Hier stößt die KI klar an ihre Grenzen.
Selbst einen Blogbeitrag ohne menschlichen Eingriff zu schreiben, der nicht an Folter grenzt, ist (noch) nicht ohne Weiteres möglich. Damit ist auch klar, dass anschließendes Korrekturlesen durch Menschen stattfinden muss.
Fazit zu GPT-3 Sprachmodellen, Jasper.ai & Co.
GPT-3, jasper.ai und Konsorten sind technisch gesehen absolute Wunderwerke.
Sie sind in der Lage, uns gewisse Arbeit abzunehmen. Dabei gilt zu bedenken, dass die KI aktuell maximal so gut ist, wie das Briefing des Anwenders und Recherchen, „Schönschreiben“ und Korrekturlesen immer noch von Menschen erledigt werden müssen.
Weil die Technologie ständig große Fortschritte macht, muss das nicht so bleiben. Wenn man auf die Entwicklung der letzten ein bis zwei Jahre auf diesem Gebiet zurückblickt,
ist es nahezu sicher, dass die Ergebnisse schon in Kürze deutlich besser ausfallen.
Bis ein KI-geschriebener Text ohne menschliche Kontrolle veröffentlicht werden kann, wird es allerdings noch ein Weilchen dauern.
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